Die Uhr schlägt fünf, ich starre immer noch aus dem Fenster. Mittlerweile bin ich doch ein wenig angeschlagen. Neun Stunden Fahrt habe ich nun halbwegs überstanden, und der Fahrer hat nicht eine einzige Pause eingelegt. Er brettert die ganze Strecke durch!
Gegen sechs halten wir an. "Pattaya!", höre ich sagen. Ich steige aus. Zehn Stunden, uff. Ich lasse mir meinen Koffer aus dem Gepäckfach reichen, dann dampfe ich erst einmal eine Runde. Anschließend verabschiede ich mich von Emma. Die Pflicht ruft, er muss in seinen Gogos nach dem Rechten sehen. Er war jetzt fast drei Wochen unterwegs, seine Angestelltinnen werden mittlerweile vermutlich alles schleifen lassen. Wenn er wieder Zucht und Ordnung in seine Läden gebracht hat, meldet er sich. So sein Versprechen.
Ein Pickup-Fahrer bietet mir seine Dienste an. Ich frage nach dem Preis, es passt. Er wuchtet mein Gepäckstück auf die Ladefläche, dann fahren wir los. Vielleicht 15 Minuten später habe ich meine Unterkunft erreicht, das P Plus Hotel nahe der Soi Buakhao. Selbstverständlich bin ich viel zu früh angekommen, Checkin-Zeit ist 12 Uhr. Übermüdet frage nach einer Art Early Check-in. Die Dame hinter dem Schalter blättert in ihren Unterlagen. Ich habe Glück, sie kann mir ein entsprechendes Angebot für 500 Baht machen. Leider ist es selbst dafür noch zu früh. Erst ab acht kann ich aufs Zimmer. Ich stelle meinen Koffer ab, gehe nach draußen und starte auf etwas wackligen Beinen eine kleine Runde durch die Sois der Gegend. Pattaya so früh am Morgen, das habe ich noch nicht erlebt.
Aus dem Eingangsbereich einer geschlossenen Bar taucht plötzlich ein hübsches Mädchen in feiner Abendgarderobe auf und spricht mich an: „I want you hug me!“. Ihre Worte kommen etwas holprig über die Lippen, sie wankt und ist offensichtlich sturzbetrunken. Ich winke ab und rate ihr, etwas Schlaf nachzuholen. Als ich weitergehe, folgt sie mir eine Weile, dann ist sie plötzlich verschwunden.
Ich biege erneut in die Soi Buakhao ein. Zwei junge Farangs haben sich je ein Motobike-Taxi genommen und lassen sich grölend an mir vorbeifahren. Jeder mit einer Flasche Chang in der rechten Hand. Sind sie spät oder früh dran? Keine Ahnung, ich tentiere zum Ersteren.
Ich erstehe in einem 7-Eleven zwei Dosen Coke Zero und kehre schließlich zum P Plus Hotel zurück. In der Lobby lasse ich mich auf einem Sofa nieder und warte.
Endlich ist es acht, endlich ist meine Zeit gekommen. Mir wird eine Keycard überreicht und ich kann hinauf auf das Zimmer. Dort angekommen, schnaufe ich bei einer kühlen Coke erst einmal durch. Anschließend liege ich mich auf das Bett und döse ein paar Stunden.
Nachdem ich wieder etwas zu Kräften gekommen bin, springe ich unter die Dusche. Da ich heute nichts geplant habe, nutze ich die Zeit für eine Fotosicherung auf meinem Netbook. Dann, es ist mittlerweile viertel vor vier, verlasse ich das Zimmer. Mein Weg führt mich zur Yes Bar & Restaurant, keine 100 Meter von meiner Unterkunft entfernt. Ich kenne den Laden seit Jahren, hier stimmen Preis und Leistung. Ich trete ein und bestelle eine Mahlzeit.
Gestärkt verabschiede ich mich vom Yes. See you tomorrow! Ich spaziere zur Soi Diana.
An einer Bar der Orn Group lasse ich mich nieder. Es ist Zeit für ein kleines Leo, die lasse ich nicht ungenutzt verstreichen.
Kurz nach Sonnenuntergang zieht es mich weiter. Zunächst führt mich mein Weg zur Beach Road.
An der belebten Strandpromenade, gesäumt von zahlreichen Mädels, schlage ich den Weg zur Walking Street ein.
Ich schlendere durch die Vergnügungsmeile.
Ich lege eine Pause an einer offenen Bar ein und gönne mir ein paar Erfrischungsgetränke. Irgendwann gesellt sich ein etwas in die Jahre gekommenes Barmädel zu mir, und wir kommen ins Gespräch. "Where you come from?" "Germany". "Where you come from?", frage ich zurück. "Deutschland!". Ich bin verblüfft. Es stellt sich heraus, dass sie seit langer Zeit in Deutschland lebt und im Seebad nur Urlaub macht. Die Bar gehört einer Freundin, und als diese sie fragte, ob sie aushelfen könne, hat sie zugesagt. Sie arbeitet also nur hobbymäßig hier in dem Schuppen. Ich frage, in welcher Stadt sie wohnt. "Dortmund", ist ihre Antwort. Ups, die Welt ist klein und voller Überraschungen. Die Stadt, in der ich geboren und aufgewachsen bin. Eine Unterhaltung mit einem Bargirl in Thailand auf Deutsch, das hatte ich noch nie. Und schon gar nicht mit einer Dortmunderin.
Schräg gegenüber der Bar befindet sich die Peppermint Agogo. Ich muss an meinen alten Freund Klaus denken, der leider vor ein paar Monaten hier in Pattaya verstorben ist. Diese Gogo war seine Vorzeige-Gogo. Mit Besuchern ist er immer in diesen Laden gegangen, auch wir waren zwei, drei Mal drin.
Ich beschließe, es heute ein wenig krachen zu lassen. Ich lasse die Rechnung kommen, stecke der Dortmunderin ein kleines Trinkgeld zu und gehe hinüber zum Peppermint. In Gedenken an Klaus betrete ich den Laden.
Etwa anderthalb Stunden später stehe ich wieder auf der Walking Street. Etwas gerupft, denn die Ladydrinks haben sich spürbar auf meine Reisekasse ausgewirkt. Ich spaziere zum Haupteingang und schlendere dann hoch zur Second Road. Dort schwinge ich mich auf ein Motobike-Taxi, welches mich Soi Buakhao fährt.
Zum Schlafengehen ist es noch zu früh, also steuere ich eine weitere Bar an, die praktischerweise in der Nähe meiner Unterkunft liegt – so kann ich jederzeit ins Bett verschwinden. Kaum habe ich Platz genommen, setzt sich ein Mädel zu mir und verwickelt mich in ein Gespräch. Das ist heute schon die dritte Dame, für die ich Ladydrinks spendiere. Langsam wird es teuer. Aber egal – heute lasse ich es ja ein bisschen krachen. Wer weiß schon, was morgen ist. Und das Mädel ist wirklich nett und hübsch.
- Fortsetzung folgt -