Der Euro erlebt ein fulminantes Comeback“
Die weltweite Schuldenkrise hat Europas Gemeinschaftswährung mächtig zugesetzt. Investoren hegten Zweifel am dauerhaften Bestand des Euro und flüchteten in Dollar, Franken und Yen. Doch jetzt sei der Euro zurück, glaubt Vermögensverwalter Felix Pieplow.
DÜSSELDORF. Die weltweite Schuldenkrise hat Europas Gemeinschaftswährung mächtig zugesetzt. Das Misstrauen gegenüber etlichen Süd-Staaten, das sich in hohen Renditen für Staatsanleihen dieser Länder widerspiegelt, hat sich auch auf das Währungsgefüge übertragen. Investoren hegten Zweifel am dauerhaften Bestand der Gemeinschaftswährung und flüchteten deshalb in Dollar, Franken und Yen. Gegenüber dem US-Dollar verlor der Euro in nur fünf Monaten 20 Prozent.
Pieplow rechnet mit einem Anstieg auf mindestens 1,47 Dollar
"Das ist aber Vergangenheit. Der Euro erlebt gerade sein fulminantes Comeback", sagt Felix Pieplow, Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Staedel Hanseatic im lettischen Riga. Er rechnet mit Euro-Kursen von mindestens 1,47 Dollar. Das ergibt ein Potenzial von zehn Prozent. Sein Urteil gründet zum einen auf eine klassische charttechnische Wendeformation. Nach dem rasanten Fall bis auf 1,19 Dollar stieg der Euro bis August auf 1,33 Dollar, fiel anschließend mustergültig leicht zurück und überwand zuletzt relativ mühelos den erst Anfang August markierten Hochpunkt.
Damit bildete sich in den vergangenen sechs Wochen ein zweiter tragfähiger Boden im Bereich von 1,27 Dollar heraus. Mit dem Sprung über die Marke von 1,33 Dollar in der vergangenen Woche überwand der Euro zudem einen wichtigen Widerstand (siehe Chart).
"Nach oben ist der Weg nun frei bis 1,47 Dollar", sagt Pieplow. Dieses Ziel ergibt sich nach klassischer Chartlehre aus einer Verdoppelung des Kursabstandes zwischen dem Tief bei 1,19 Dollar und dem alten Widerstand - der Nackenlinie - bei 1,33 Dollar. Viele Investoren leiten ihre Kaufstrategien nach solch technischen Berechnungen ab, so dass sich entsprechende Kursprognosen oftmals von selbst erfüllen; auch dann, wenn ausschließlich fundamental orientierte Anleger nicht daran glauben.
Auch fundamental spricht viel für einen weiteren Anstieg
Zusätzliche Bedeutung gewinnt das Kursziel durch frühere Bewegungen des Euros. Schon mehrfach bildeten sich in den vergangenen Jahren zwischen 1,47 und 1,49 Dollar Unterstützungen und Widerstände heraus. Solche Kursmuster wiederholen sich üblicherweise oft.
Seinen Euro-Optimismus leitet Pieplow darüber hinaus aus fundamentalen Überlegungen ab. "Bislang konzentrierten sich die Finanzmärkte einseitig auf die Schwierigkeiten der Eurozone. Sie übersahen die mindestens ebenso großen Schuldenprobleme in vielen US-Bundesstaaten." Neben Kalifornien drohen auch Florida, Louisiana, Georgia und vielen anderen die Zahlungsunfähigkeit.
Dass die Märkte bereits dabei sind, auch die immensen Schuldenprobleme der Vereinigten Staaten in den Fokus zu heben, leitet Pieplow aus Kursbewegungen in den vergangenen Tagen ab. Obwohl Investoren die Verschuldung in Ländern wie Irland und Griechenland zuletzt erneut deutlich kritischer einschätzten und demzufolge die Renditen der entsprechenden Staatsanleihen in die Höhe schossen, legte der Euro zum Dollar zu.
Anders ausgedrückt: Der Euro litt nicht mehr wie früher unter den sattsam bekannten Problemen Europas. "An den Devisenmärkten ist die Krise ausreichend eingepreist", urteilt Charttechniker Pieplow. Er hegt deshalb keinen Zweifel, dass der Euro seine im Juni begonnene Aufwärtsbewegung fortsetzen wird.
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