Von Libyen, Voelkermord und Kambodscha

...über Thailand, über Deutschland oder über irgendwas
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tomtom24
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Von Libyen, Voelkermord und Kambodscha

#1

Beitrag von tomtom24 »

Eigentlich war es in der Vergangenheit immer so, dass, wenn die Meldung "Voelkermord!" um die Welt ging, um die Region, in der es bei dieser Nachricht ging, auch tatsaechlich ein Voelkermord stattfand.

Eines der wohl beschaemendsten Kapitel hierfuer duerften wohl Ruanda und Darfur sein. Und gerade nach Darfur haben fuehrende Institutionen nd auch Politiker immer wieder betint und davon gesprochen, dass sich so etwas nicht wiederholen wird. Dass man zukuenftig nicht mehr nur wegschauen wuerde.

Nun ist es wieder mal so weit: in bzw. ueber Libyen wird in Zusammenhang mit drohendem oder u.U. schon laufendem Voelkermord gesprochen. Gleichzeitig spricht man sich aber ganz klar gegen entsprechende Intervention aus. Stattdessen werden aber eigene Landsleute evakuiert, was das Zeug haelt. Das erinnert an Szenen aus Vietnam ebenso wie aus Ruanda.

Ein anderes, in meinen Augen sehr drastisches Beispiel fuer das Vorgehen gerade der westlichen Welt ist Kambodscha. Dass die USA mindestens genausovielen Khmers das Leben kostete wie die Khmer Rouge wurde ebenso wie durch Maechte wie die USA damals gebilligte Machtuebernahme der Khmer Rouge selbst nahezu gaenzlich totgeschwiegen. Und noch viel schlimmer: diejenigen, die das Land dann schlussendlich befreit hatten, waren ausgerechnet die auch veramten und stark unter westlichen Subventionen leidenden Vietnamesen.

Nun, da es aber anscheinend wieder was zu holen gibt in Kambodscha, ist dort auch die Praesenz des Westens sehr deutlich angestiegen. Sei es durch die Blauhelme nach der Befreiung durch Vietnam, durch die ganzen Hilfsorganisationen, die sich dort wichtig machen jetzt (anders kann man das gar nicht nennen) oder auch bspw. die ganzen amerikanischen Kriegsschiffe, die dort jetzt einlaufen, weil u.a. ein US Militaerstuetzpunkt errichtet werden soll.

Auf gut deutsch gesagt: man hat die Drecksarbeit den anderen ueberlassen, aber zum sich wichtig machen ist man sich nie zu schade. Man moechte fast den Eindruck gewinnen, als ob der Westen Kambodscha befreit haette. Dabei hat der aber nur weggeschaut und fuer sein Seelenheil entsprechend Schweigegelder ins Land gepumpt und tut es noch.

So, und wie schon eingangs geschrieben: gerade nach Darfur hat der Westen erklaert, so etwas wuerde nie wieder passieren. Und doch passiert es wieder. Jetzt, gerade eben, heut. In Libyen. Und ein Westerwelle als auch andere internationale Politiker nuscheln was von Saktionen (als ob das einen Gaddhafi momentan kratzen wuerde) und - noch viel, viel schlimmer: man fraegt sich schon jetzt oeffentlich, was man gegen einen Exodus von Fluechtlingen unternehmen koennte.

Leute, das ist alles zutieft beschaemend. WIR ALLE sollten uns in Grund und Boden schaemen. Nichts hat sich geaendert. Wir sehen weiter zu wenn gemordet wird. Und anschliessend heisst es dann wieder: "aber beim naechsten mal unternehmen wir dann was!". Sagt es und macht es beim naechsten mal wieder genauso. Aber als die wichtigen, die Weltpolizei zusammen mit den USA aufspielen und kritisieren, das koennen wir. Das ist alles so traurig...

Und ich musste das einfach loswerden :wai: ;-)
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Samuianer
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Re: Von Libyen, Voelkermord und Kambodscha

#2

Beitrag von Samuianer »

...also was Tom, n' "Angriffskrieg" a la Irak, damit dann die Friedenstaeubchen wieder was zu heulen haben?

Lybien war schon mal heftigst mit Sanktionen belegt, das damals Col. Gaddhafi voellig unberuehrt gelassen!
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hippo
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Re: Von Libyen, Voelkermord und Kambodscha

#3

Beitrag von hippo »

tomtom24 hat geschrieben: Nun ist es wieder mal so weit: in bzw. ueber Libyen wird in Zusammenhang mit drohendem oder u.U. schon laufendem Voelkermord gesprochen. Gleichzeitig spricht man sich aber ganz klar gegen entsprechende Intervention aus. [hil]Stattdessen werden aber eigene Landsleute evakuiert, was das Zeug haelt.[/hil] Das erinnert an Szenen aus Vietnam ebenso wie aus Ruanda.
Nun, das ist durchaus verständlich. Die eigenen Landsleute haben nun mal Vorrang.
So mal rein hypothetisch gedacht: Wenn es in Thailand zu solchen Ausschreitungen kommen würde, wärst du auch froh wenn dich Deutschland da raushohlen würde.
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Lukchang
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Re: Von Libyen, Voelkermord und Kambodscha

#4

Beitrag von Lukchang »

Moin-Moin!

Insbesondere wenn noch Tausende Europäer in Libyen sind wäre es HIRNRISSIG irgendwas gegen den dortigen Generalissimo zu machen solange der so viele potentielle GEISELN hat! Dass der nicht mit der Wimper zuckt so dreihundert Leuts eben mal zu killen hat der ja schon mit Lockerbie bewiesen.

Schätze aber das kriegen die Libyer schon selber hin spätestens Mitte nächster Woche hängt der Kopf von Ghaddafi auf irgendeinem hohen Pfosten in Tripolis. Wenn da von aussen - gar vom bösen Westen! - was passieren würde könnte das nur einen Märtyrer schaffen.

Mal sehen wann es in Algerien losgeht ...

Lukchang
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strike
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Re: Von Libyen, Voelkermord und Kambodscha

#5

Beitrag von strike »

Lukchang hat geschrieben: ... Wenn da von aussen - gar vom bösen Westen! - was passieren würde könnte das nur einen Märtyrer schaffen.
Genau das ist die Crux.
Irak ist ein warnendes Beispiel.
Quatschen wird von den einen, Handeln von den anderen bemaengelt.

Und ehe geklaert ist, wer wem mit welchen Mitteln und vor allem humanitaer hilft, regelt sich das Problem dann von ganz alleine.
(Nur) Auf Kosten von Menschen.

Von denen wir ja aber ohnehin viel zu viele und meistens in genau diesen Regionen haben .....
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Lille
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Re: Von Libyen, Voelkermord und Kambodscha

#6

Beitrag von Lille »

der dominoeffekt hat begonnen, mit der hoffnung des westens das es in demokratien endet und nicht in radikal islam. auswirkungen sind jetzt schon die benzinpreise die nach oben schiessen um die konzerne noch reicher zu machen. der fluechtlingsstrom wird gewaltig anwachsen und die arbeitsunwilligen werden europa ueberfluten um sich hier in die soziale haengematte zu legen.
mfg Lille

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Re: Von Libyen, Voelkermord und Kambodscha

#7

Beitrag von AlHash »

Lukchang hat geschrieben:
Mal sehen wann es in Algerien losgeht ...
Jetzt hör' aber mal auf, ich will endlich wieder investieren :motz:
Lille hat geschrieben:
...und die arbeitsunwilligen werden europa ueberfluten um sich hier in die soziale haengematte zu legen.
Woher hast Du denn die "Weisheit", daß alle arbeitsunwillig sind und sich in die soziale Hängematte legen wollen?

Von Solidarität ist aus den letzten 2 Postings aber nicht die Bohne zu lesen, wenn das eigene Hemd näher ist.....

Und das Gequatsche der Politiker ist eh nur Dummfug Rhetorik, wer soll denn das noch ernst nehmen?

Eine Demokratie nach unserem Verständnis kann ich mir momentan für die arabischen Länder nicht vorstellen, das zeigt ja schon das Beispiel Irak, wo es der Westen schon seit Jahren probiert.
Diese Staaten sind auf autoritäre Machtstrukturen festgelegt. Hinzu kommt ja auch noch die nicht zu unterschätzende Rolle des Islam.

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hello_farang
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Re: Von Libyen, Voelkermord und Kambodscha

#8

Beitrag von hello_farang »

Die Leute dort haben die Schnauze voll vom Vegetieren an der Todesgrenze.
So sehr, das sie sich lieber selbst verbrennen oder erschiessen lassen, als weiterhin die Schauze zu halten. Wie gross der Drang der Jugend und der jungen Erwachsenen sein muss, zeigen die News. Twitter und Facebook haben eine Macht, die staekter ist als althergebrachte Suren.

Ich denke es wird sehr spannend, wie es weitergeht.
Lybien wird im Buergerkrig versinken, und wird es nicht zu einer Demokratie schaffen. Aber Aegypten und Tunesien haben gute Chancen, einen Schritt in Richtung nach vorne zu gehen. Beim Jemen, Dubai, und Jordanien habe ich weniger Hoffnung.

Wir werden den Zerfall von Staaten erleben, stattdessen werden alte Strukturen wieder greifen, so auch in Lybien.

Lybien ist der Wahnsinn und ich bin dankbar, nicht dort leben zu muessen. Oder jetzt zu sterben. Aber es war klar, das Gaddafi nicht einfach so geht, sondern dagegen haelt. Der von der Opposition fuer Freitag angekuendigte Marsch auf Tripolis wird grausam werden, das wird ein Massaker. :sad:
Wie verzweifelt muessen Menschen sein, um sich trotz der Gefahr dazu bewegen zu lassen?! Auch wenn die Luftangriffe nach wie vor nicht bestaetigt sind ist sicher, das Teile der Armee mit Artellerie und Panzern auf die Buerger geschossen haben.

Man muss jeden Staat extra betrachten, da kippt nicht eine ganze Region in Richtung Demokratie. Lybien wird zerfallen in Stammesgebiete, in einen langen Buergerkrieg. So wie die Sovietunion damals unterging, und in vielen Kriegen neue Grenzen gezogen wurden. Es wird neue Staaten geben wie z.B.Mauretanien oder Sued-Sudan, die Teilung des Jemen.

Die EU oder Weltgemeinschaft kann nicht in das fallende Messer greifen, weil sie keine Ahnung hat.

Chock dii, hello_farang

Wir werden zuschauen und abwarten muessen,
Es ist die Selbstverstaendlichkeit, die zu allem fuehrt
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hippo
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Re: Von Libyen, Voelkermord und Kambodscha

#9

Beitrag von hippo »

hello_farang hat geschrieben: .
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Wir werden zuschauen und abwarten muessen,
Nunja, wenn du hier genauso recht behälst wie bei deinen Wetterprognosen.... ;-D
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Lukchang
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Re: Von Libyen, Voelkermord und Kambodscha

#10

Beitrag von Lukchang »

Moin-Moin Kolja!

Wahrscheinlich ziemlich zutreffende Einschätzung. Komm doch mal in den Chat bevor Du abdüst!

Lukchang
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