Die Entscheidung des ICJ von 1962 ist eines der berühmtesten Fehlurteile des 20. Jahrhunderts.
http://www.worldcourts.com/icj/eng/deci ... vihear.htm
Interessant sind vor allem die Erklärungen jener drei Richter, die die Entscheidung nicht mitgetragen haben.
1. Der Grenzverlauf um den Tempel wurde in Einvernehmen zwischen Frankreich und Siam als auf der Wasserscheide verlaufend festgelegt.
2. Die fehlerhafte französische Karte wurde nie von der gemeinsamen Grenzkommission gebilligt, da diese vor Erstellung der Karte bereits aufgelöst wurde.
3. Die Entscheidung gab Kambodscha einen Tempel ohne Zugang mit einem abstrusen Grenzverlauf.
4. Das Gericht von 1962 ignorierte nicht nur nahezu alle Fakten, es entschied auch ohne jemals vor Ort gewesen zu sein, wo man die Unzulänglichkeit des kambodschanischen Anspruchs mit eigenen Augen hätte erkennen können.
5. Das jetzige Urteil ist die logische Konsequenz des Fehlurteils von 1962. Das einzige Zugeständnis des Gerichts war, nicht die vollen von Kambodscha beanspruchten 4.6 qkm zu genehmigen, sondern nur einen Teil. Dies ist insofern inkonsequent und rational nicht nachzuvollziehen, weil der Anspruch Kambodschas auf der gleichen fehlerhaften Karte beruht, die das Gericht benutzte, um den Tempel Pnom Penh zuzusprechen.
Thailand hat es seinerzeit versäumt, gegen das Urteil Berufung (sofern überhaupt möglich) einzulegen, und hat mit dem Akzeptieren eines erneuten Prozesses vor dem gleichen Gericht nicht erkannt, daß das Fehlurteil von 1962 den Ausgang dieses Verfahrens vorwegnehmen würde. Sie konnten nur verlieren, denn der ICJ würde nichts tun, um die Reputation des französisch dominierten Tribunals von 1962 anzutasten.
It's French...
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