Donnerstag, der 7. November. Um acht Uhr fünfundvierzig klingelt mein Wecker. Leicht geschockt von der unchristlichen Zeit stehe ich auf. Krampfhaft versuche ich wach zu werden. Dann springe ich unter die Dusche und mache mich fertig. Anschließend packe ich meine letzten Sachen ein und räume noch ein wenig die Wohnung auf. Plötzlich höre ich Geschepper auf dem Flur. Ich riskiere einen Blick durch den Türspion, kann aber nichts erkennen. Ich will mich gerade wieder umdrehen, da klopft es an meiner Tür. Vorsichtig öffne ich das Teil, dann hat sich der Krach geklärt. Emma! Ein schmutziges Lied lallend und mit einem Sixpack Leos unter dem Arm betritt er mein Condo. Ich freue mich, dass er halbwegs pünktlich ist. Immerhin wollte er schon gestern aufschlagen. Aber irgendeine Bar scheint dazwischengekommen zu sein! Egal. Hauptsache, er ist da. Ohne groß zu protestieren, schlüpft er in meinen Koffer. Natürlich mit seinen Getränkevorräten. Oder besser, was davon übrig ist. Ich schließe die Hartschale und verlasse Punkt elf meine kleine Wohnung. Bye, wir werden uns wohl nie mehr wiedersehen.
Ich werfe den Wohnungsschlüssel in den Briefkasten, dann marschiere ich zur Punnawithi. Einige merkwürdige Geräusche wie dumpfes Rülpsen, Würgen oder das Zischen einer sich öffnenden Dose aus meinem Koffer überhöre ich geflissentlich. Während ich an der Straße auf ein Taxi warte, kommt ein solches Gefährt aus der Condomiumanlage gefahren. Der Kutscher fragt, wo ich hinwill. "Don Mueang Airport". Alles klar, ich solle einsteigen. Und selbstverständlich fährt er mit Meter. Das hat ja gut geklappt.
Nach etwa 45 Minuten Fahrt habe ich den Flughafen erreicht. Ich zahle und steige aus. Aus meinem Koffer ist mittlerweile nur noch ein leichtes Schnarchen zu hören. Das Taxi hat mich hinten abgeladen, an der Arrival-Ebene. Ich spaziere durch das Gebäude und finde mich kurze Zeit später am Haupteingang wieder.
Es ist noch Zeit, die ich mit zwei, drei Dampfrunden an der Smoking Area überbrücke. Dann gebe ich mein Gepäck auf und bringe die Kontrollen hinter mich.
Es dauert nicht lange, und mein Flieger erreicht das Gate.
Nachdem alle angekommenen Passagiere das Flugzeug verlassen haben, können wir einsteigen. Um 14:15, mit nur zehn Minuten Verspätung, hebt der Flieger ab.
Es wird ein ruhiger Flug. Einzig um meinen Koffer mache ich mir etwas Sorgen. Nicht, dass ich morgen alles zur Reinigung bringen muss.
Nach kurzweiligen fünfundfünfzig Minuten lande ich in Udon Thani. Ich steige aus. Es dauert nicht lange, da kommt mein Koffer auf dem Gepäckband angeschlichen. Ich greife ihn und gehe zur Eingangshalle. Ein Blick geradeaus, ein Blick links, ein Blick rechts, und ich erkenne eine winkende Person. Es ist Schmetterling. Heute Morgen ist sie mit ihrem Wagen aus ihrem Dorf nahe Surin aufgebrochen, um mich nun abzuholen. Wir schlendern hinüber zum Parkplatz, steigen in ihr Gefährt und fahren los.
Zunächst geht es nach Nong Khai. Dort angekommen, setzen wir unsere Fahrt gemächlich in östlicher Richtung fort. Die Sache zieht sich ein wenig, Schmetterling ist kein Michael Schumacher. Es wird dunkel. Lange Abschnitte der Straße sind ohne Beleuchtung, was die Fahrt wenig angenehm macht. Bei einigen Baustellen, deren Lichter schon aus der Ferne sichtbar sind, wird die weitere Streckenführung oft erst im letzten Moment erkennbar. Das erfordert Konzentration.
Nach 3 1/2 Stunden haben wir Bueng Kan erreicht. Wir checken in das Grand Century ein. Die besten Zeiten dieses Hotels liegen sicherlich schon ein paar Jahre zurück, aber was solls. Wir wollen hier ja nur schlafen, werden tagsüber und auch abends immer unterwegs sein. Wir stellen unser Gepäck ab und sind kurz darauf wieder draußen. Ohne Emma. Mit viel Mühe, und unter Einsatz roher Gewalt, konnte ich das Schloss meines Koffers öffnen. Allerdings hätte ich es mich auch sparen können. Der kleine Kerl schläft fleißig seinen Rausch aus, war nicht zu wecken. Ein Tuk-Tuk, eigens von der Dame an der Rezeption herbeigerufen, bringt uns zur Flusspromenade des Städtchens.
Wir steigen ab. Ein Blick auf den Fluss, dem Mekong, bringt nichts. Es ist stockdunkel. Auch ansonsten ist hier Tote Hose.
Immerhin entdecken wir ein Lokal, das uns zusagt. Wie zu erwarten, sind nur wenige Gäste anwesend, doch das stört uns nicht. Wichtig ist, dass wir überhaupt einen passenden Schuppen gefunden haben.
Schnell ordern wir Speisen und Getränke. Auch für mich ist eine ansprechende feste Nahrung dabei.
Kurz vor elf verlassen wir das Lokal. Da es um elf Feierabend macht, nicht ganz freiwillig. Unser Tuk-Tuk fährt uns zurück in unsere Unterkunft, wo wir Emma weiterhin schnarchend vorfinden.
- Fortsetzung folgt -