Zum Leben in Bangkok gehört auch das Sterben in Bangkok. (Einen Bericht zur Einäscherung meines Schwiegervaters will ich noch einstellen.) Es gehört auch Alt werden dazu und Krank sein. Auch der Farang wird älter. Er bekommt gerne Rücken und Gelenke. Und im Alter von Kukident und Granufink steht ihm der Sinn weniger nach Poolparty, Rooftop und Hangout. Er ist zufrieden, wenn er abends sein Bier in Ruhe zuhause trinken kann.
Das Leben in Bangkok, auf Bangkoks Straßen, ist nicht nur nervig, sondern auch schädlich für die Gesundheit und gar lebensgefährlich. Man steht ewig im Stau, es ist laut, es stinkt und die Luft ist voller Schadstoffe. Kaum einer fährt vernünftig, jeder gibt sinnlos Gas, wenn er nur ein paar freie Meter vor sich hat oder um den anderen zu überholen, auch wenn er dann abbiegen oder halten muss. Die Stadt schläft nie, der Verkehr ruht ebenso wenig. Die Sirene des Krankenwagens gehört 24 Stunden zur Geräuschkulisse. Auf Gehwegen muss man mit Unebenheiten, Hindernissen und Zweirädern rechnen.
Am 6. Dezember fuhren wir mit „unserem“ Songthaeo. Man sitzt ja längs zur Fahrtrichtung ohne die Möglichkeit, sich richtig fest zu halten. Als der Fahrer abrupt bremste, flogen alle seitlich nach vorne. Ich hatte versucht, mich abzustürzen, was meine rechte Schulter zusätzlich belastete, als ich auf die Sitznachbarin knallte. Den Arm konnte ich gleich nicht mehr bewegen. Ich habe seither einige Salben probiert. Mit Voltaren bin ich am meisten zufrieden.
Heute waren wir im Krankenhaus. Die Schwägerin besuchen. Gestern wurde sie sieben Stunden lang operiert. Die linke Schulter gebrochen, sowie die rechte Hüfte und das Handgelenk. Als das andere Motorrad auf sie fiel, verbrannte sie sich noch den Hintern bis zum gebrochenen Oberschenkel. Obwohl sie sich vergewissert hatte, dass die Straße frei war, als sie auf ihrem Moped (ohne Führerschein) aus der Soi einbog, knallte der 19 jährige Alkoholisierte mit seinem Bike in sie. Die Nichte auf dem Sozius wurde weg geschleudert. Außer Schürfwunden und einem geschwollenen Auge kam sie mit ein paar Stichen am Kinn davon.
Das Krankenhaus liegt ziemlich in der Pampa, zwischen Mangobäumen und Bananenhainen. Eine Schule und ein seltsames Wat befindet sich daneben. Dennoch wird es von vielen Menschen aufgesucht. Wenn der Schwager zur regelmäßigen Blutuntersuchung geht, muss er stundenlang warten. Es entspricht nicht westlichem Standard, aber ich denke, die Patienten werden da nicht schlecht behandelt.
Auf dieser Etage liegen jeweils sechs Patienten in einem Raum, der vom Gang aus ohne Türe zugänglich ist. Vorhänge bieten wenn notwendig Sichtschutz. Das Gelände vor dem Krankenhaus war mal für eine Erweiterung vorgesehen. Warum auf dem Parkplatz ein Boot steht und warum in der überdachten Halle des Wats neben den Buddhastatuen und Kampfelefanten Maschinengewehre aufgestellt sind, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.