sunnyboy hat geschrieben: Ist Gladbach so holländisch eingefärbt? Ich habe acht Jahre in Aachen gelebt, da gehört Holland und Belgien zum Stadtbild. Einige Jahre bin ich auf dem Weg nach Dortmund immer in Gladbach umgestiegen. War klasse. Habe mir in Gladbach am Bahnhof immer ne Bockwurst gekauft, und dann gemütlich mit dem Interregio nach Dortmund. Bis sie darauf gekommen sind, dass meine Jahreskarte gar nicht zur Benutzung des Interregios berechtigt!
Gladbach ist die gleiche Nummer wie Aachen. Muß lang her sein, dass du in Gladbach umgestiegen bist, denn mittlerweile gibt es bei uns nur noch S-Bahnen oder Regios , obwohl wir die einzige Stadt in Deutschland sind mit zwei offiziellen Hauptbahnhöfen.
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Gruß Sunnyboy
Das ist so +/- 10 Jahre her. Es war schon merkwürdig, dass die Zugbegleiter meine Dauerkarte als Fahrkarte akzeptierten. OK, einige waren sich nicht ganz sicher, aber es gab nie Probleme. Irgendwann stand es dann aber schwarz auf weiß in den Handbüchern, daß solche Kombi-Tickets nicht zur Fahrt mit einem Interregio berechtigen. Und da war die schöne Zeit vorbei. Ich bin dann eine zeitlang in Gladbach in einen Bummelzug umgestiegen.
Einen Samstag fuhr der Bummelzug in Gladbach an, bremste dann aber sofort wieder ab. Es kam die Durchsage, daß der Zug ausfiel.
Ich wollte zum Spiel Dortmund gegen Gladbach. Im Zug hatte ich bereits mein Trikot angezogen, war also auch für einige
mitreisende Gladbach-Fans klar als Dortmunder zu erkennen gewesen. Einer, ein gehbehinderter Mitbürger, fing auch an,
verbal gegen mich zu motsen.
Was sollte ich tun? Der nächste Zug ging eine Stunde später, viel zu spät für mich! Da fiel mir ein, dass der Fan-Sonderzug der Gladbacher wenige Minuten später abfahren sollte. Ich zog schnell eine Jacke über mein Trikot, und hastete zum Sonderzug. Der gehbehinderte "Freund" kam auf dieselbe Idee. An den Treppen hinunter zur Unterführung hatte er aber auf Grund seiner Behinderung Probleme. Er bat mich, ihn zu helfen. Selbstverständlich hustete ich ihn einen. Erst pöbeln, und dann nach Hilfe zu rufen, so etwas!! Außerdem war ich nicht darauf aus, dass er mich im Zug sieht. Sicherlich hätte er mich verraten!
Kurz vor der Abfahrt erreichte ich den Zug. Ich setzte mich ganz nach vorne, direkt vor die Tür des Lokomotivführers. Falls die Situation eskalieren würde, hätte ich klopfen können, war meine Idee.
Es war sicherlich ein etwas merkwürdiges Bild, welches ich abgab. Es war recht warm, ich hatte aber eine geschlossene Jacke an. Außerdem stierte ich die ganze Zeit starr aus dem mir gegenüber befindlichen Fenster. "Bloß nicht auffallen", war meine Devise.
Nach etwa einer Stunde begannen die in meinem Abteil mitreisenden "Fans" gegen zwei ausländische Zugbegleiter zu
randalieren. Und es wurde immer schlimmer! Später warfen sie Dosen und Flaschen in Richtung der Begleiter, böse Tritte gegen die Tür zum Lokomotivführer folgten. Die Situation eskalierte immer mehr!

- Ich starrte weiter aus dem Fenster, lies mir nix anmerken. Hätten sie mich als Dortmunder erkannt, wäre es gut für die beiden Zugbegleiter
gewesen. Sicherlich hätten die "Sportskameraden" sofort von ihnen abgelassen, und sich liebevoll um mich gekümmert!
Am Halt Dortmund-Westfalenstadion kamen dann Polizisten in das Abteil. Es ist mir bis heute unerklärlich, warum so spät. Sicherlich waren auch im Zug Polizisten anwesend, und der Zugfahrer hatte doch bestimmt etwas mit bekommen.
Die Polizei fragte die Zugbegleiter, wer alles randaliert hatte. Sie fragten die Beiden auch, ob ich mich
beteiligt hatte, was sie ausdrücklich verneinten. Es wurde von allen Personen im Abteil die Personalien aufgenommen, und ich sollte mich als Zeuge bereit halten.
Einer der grünen Freunde und Helfer kritisierte mich, weil ich den beiden Zugbegleitern nicht beigestanden hatte. Ich unterliess es, meine Jacke zu öffnen, und ihm mein Trikot zu zeigen. Ich musste ja auch noch sicher aussteigen und in der Menge verschwinden. Zudem hätten sie mir sicherlich die Leviten gelesen, nach dem Motto: Wie kann man sich in solch eine Gefahr bringen? Es war halt ein gedanklicher Schnellschuss, um es doch noch rechtzeitig ins Stadion zu schaffen.
Vor der Gästetribüne kamen mir die Randalierer überraschenderweise entgegen. Sie erkannten mich. Es folgte eine ernste Warnung, ich solle keine Aussage vor Gericht machen. Man würde mich finden!!!
Es hat sich niemand mehr bei mir gemeldet. Aber selbstversändlich hätte ich der Wahrheit entsprechend ausgesagt!
Dies eine kleine Anekdote eines einsam herumreisenden Fußballfans. Als nächstes werde ich euch mal von meiner Begegnung mit ein paar rechtsradikalen Schlacker erzählen. Oder von der Geschichte, wie ich in schwarz-gelber Montur im Zug sitze, und die Polizei nach einem Heimspiel der Schlacker eine riesige Horde dieser blau-weißen Herren in meinen Zug verfrachtet. Oder...
Wenn einer eine Reise tut...
